Da das Grundstück einen Altbestand hat, liegt es natürlich nahe über eine Sanierung nachzudenken.

Ca. 150 Jahre soll dieses Haus alt sein und ist über die Jahrzehnte gewachsen. Allein das Haupthaus ist kein einzelner Bau, sondern war vor hundert Jahren halb so groß und bekam dann die andere Seite angebaut. Mittlerweile wird das Gebäude seit gut 20 Jahren nicht mehr bewohnt. Die Wände sind voll mit Salpeter und der Holzwurm ist im Gebälk. Die Wände waren auch bis vor wenigen Jahren klatschnass, sind aber im Zuge des Straßenneubaus etwas getrocknet. Der Efeu wächst durch das Mauerwerk und der Keller ist eine alte Kohlenhöhle, in der man kaum stehen kann.

Der Bauherr hat keinen emotionalen Bund mehr mit dem Haus und erinnert sich mehr an die feuchte Kälte im Winter und dass er immer schleichend durchs Haus musste, um niemanden zu stören, als schöne Erinnerungen, die einen Erhalt rechtfertigen.

Vorteil ist natürlich der Bestandsschutz, wenig Ärger mit dem Bauamt bei einem Ausbau. Der Anbau müsste weg und ließe sich durch einen großzügigen Wintergarten mit Küche erweitern. Der Vater der Bauherrin hat schon wesentlich schlimmere Bauruinen wiederbelebt und zu einem gemütlichen Zuhause gezaubert. Allerdings wäre das ein sehr großes Projekt und aus der Uckermark heraus schwer zu leiten. Um die Kosten im Rahmen zu halten, müsste der Ausbau Schrittweise erfolgen, man könnte aber dafür in dem sanierten Bereich schon wohnen. Ein Leben auf einer Dauerbaustelle. Muss man wollen…

Grundsätzlich kann man sagen: Ja, Kosten für Bauantrag, Rohbau und auch vom Abriss des alten Hauses ließen sich sparen. Alles andere wäre trotzdem auf der Kostenliste plus unberechenbarer Überraschungen. Was würde man wohl noch zwischen den Böden finden?

Was uns aber gänzlich abschreckte war die Deckenhöhe der Zimmer. 2,20-2,36m ist einfach nicht das Wohngefühl, in das wir unsere Lebensinvestition stecken wollen. Die Raumaufteilung ist natürlich nicht so angepasst wie bei einem Neubau, aber nicht grundsätzlich schlecht. Allerdings ist das gesamte Haus nach Norden ausgerichtet mit den Räumlichkeiten und im sonnigen Westen liegt bereits die Grundstücksgrenze.

Erschlossen ist das Gebäude für Strom und Trinkwasser. Für Schmutzwasser gab es ein Plumpsklo und einen Ablauf in den kleinen Bach.

Wir haben die Entscheidung nicht über Nacht getroffen und selbst während den ersten Gesprächen mit Schmidt Ziegelhaus auch die Sanierungsalternative weiter besprochen. Gerade die Grobkostenschätzung von Schmidt Ziegelhaus zwang uns, endgültig zu entscheiden. Wollen wir uns 25 Jahre verschulden für ein neues Haus, das auch nicht perfekt werden muss, Kostendrückende Kompromisse beinhalten wird und beim Hitzeschutz es nur schwer mit den massiven Steinen des Altbaus aufnehmen kann? Wollen wir uns auf das Abenteuer des Bestands einlassen und Kompromisse wie Raumaufteilung, Deckenhöhe und Ausrichtung hinnehmen?

Wir haben uns offensichtlich für Neubau entschieden. Freie Raumgestaltung, eine neue Ausrichtung, die Deckenhöhe und das Schaffen einer neuen Erinnerung gaben uns den Mut zur Entscheidung. Und ja seitdem sind die kalkulierten Kosten auch nochmal um ein Weiteres gestiegen. Trotzdem blicken wir nicht mehr zurück. Das neue Haus auf dem Papier ist schon jetzt unser neues Zuhause.